Zum Hauptinhalt springen

Initiative Selbsthilfe Multiple Sklerose Kranker e. V.

Inititiative Selbsthilfe Multiple Skerose - Vereinsmitglieder

Multiple Sklerose

Verlaufsformen

Unterschiedliche Verlaufsformen

Multiple Sklerose lässt sich in verschiedene Formen differenzieren. Sie unterscheiden sich durch den Verlauf, der auch ganz unaufällig sein kann.

Als Schub wird das Auftreten von spezifischen MS-Symptomen bezeichnet, die mindestens 24 Stunden anhalten, mit einem Zeitintervall von 30 Tagen zum Beginn vorausgegangener Schübe auftreten und denen eine entzündliche Schädigung des Zentralnervensystems zugrunde liegt. Die Dauer eines Schubes beträgt meist einige Tage bis wenige Wochen.

Unauffällige Verläufe

Multiple Sklerose muss nicht zwangsläufig zu einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes führen. Es gibt unauffällige Verläufe der Erkrankung, bei denen Betroffene ohne gesundheitliche Einschränkungen leben. Manchmal bilden sich Krankheitssymptome auch wieder völlig zurück. In anderen Fällen treten Symptome erst nach langen schubfreien Phasen auf; es wird auch von milden Verläufen berichtet, die sich gut in einen lebenswerten Alltag integrieren lassen.

Schubförmig remittierende MS und sekundär progrediente MS

Bei der schubförmig remittierenden MS lassen sich einzelne Schübe abgrenzen, die sich vollständig oder unvollständig zurückbilden. Die sekundär progrediente MS ist durch eine langsame Zunahme neurologischer Fehlfunktionen gekennzeichnet. Dieser fortschreitende Verlauf kann durch zusätzliche Schübe verschärft werden. Nach ca. zehn bis 15 Jahren geht die schubförmig remittierende MS in etwa der Hälfte der Fälle in die sekundär progrediente Verlaufsform über.

Primär progrediente MS

Die primär progrediente MS beginnt nicht mit Schüben, sondern mit einer schleichenden Verschlimmerung der neurologischen Beschwerden und Ausfälle; diese bilden sich auch nicht wieder zurück. Selten können im weiteren Verlauf auch überlagerte Schübe auftreten.

Zu Beginn ist die schubförmig remittierende MS die häufigste Form; bei etwa 85 Prozent aller Betroffenen wird sie diagnostiziert. Die primär progrediente Form kommt bei älteren Patienten häufiger vor als bei jüngeren.

Schub-auslösende Faktoren

Die Wahrscheinlichkeit, dass Schübe entstehen, wird durch bestimmte Faktoren und Lebensumstände begünstigt. Als gesichert gilt, dass unmittelbar nach einer Infektion (etwa einer Grippe oder einer viralen Magen-Darm-Infektion) die Schubwahrscheinlichkeit erhöht ist. Während der Schwangerschaft ist das Schubrisiko deutlich reduziert, aber zwei Jahre nach der Entbindung unterscheidet sich die Krankheitsaktivität nicht mehr von der Situation vor der Schwangerschaft.

Entstehung

Ursachenbündel Entstehung

Die Entstehung von Multipler Sklerose ist trotz umfangreicher Forschungen noch nicht geklärt. Neue Erkenntnisse tragen stetig dazu bei, ein tieferes Verständnis für die Ursachen und somit für die besten Ansätze zur Behandlung zu entwickeln.

Wahrscheinlich ist für die Entstehung von MS ein ganzes Ursachenbündel verantwortlich, und die Krankheit wird vermutlich durch eine Kombination von genetischen Veranlagungen, Infektionen und Umweltfaktoren ausgelöst. Allerdings spielen auch finanzielle Interessen bei der Entwicklung und Patentierung einiger überteuerter MS-Medikamente eine große Rolle.

Zentral für die Entstehung von MS gilt das Immunsystem. Beim gesunden Menschen schützt es effektiv vor Krankheitserregern, bei MS hingegen richtet es sich teilweise gegen den eigenen Organismus. In der Folge kommt es zu Entzündungen im Gehirn und Rückenmark, Schädigungen der Myelinscheiden (die Schutzschicht um Nervenfasern) und letztendlich zu einer Beeinträchtigung der Nervenfunktionen mit neurologischen Krankheitssymptomen. Es wird angenommen, dass MS erst dann entsteht, wenn mehrere Bedingungen zusammentreffen.

Genetische Prägung

MS ist keine Erbkrankheit. Es gibt kein einzelnes „MS-Gen“, sondern mehrere Gene, die das Risiko beeinflussen. So wurden genetische Veränderungen gefunden, die bei Betroffenen häufiger als in der Gesamtbevölkerung auftreten und dadurch die Entstehung der Krankheit fördern. Viele der Genvarianten stehen in direkter Verbindung zum Immunsystem, einige von ihnen konnten auch bei anderen Autoimmunkrankheiten wie z. B. Diabetes Typ 1 als Risikofaktoren identifiziert werden. Auch Verwandte ersten Grades haben ein höheres Risiko, ebenfalls an MS erkranken.

Infektionen

Unterschiedlichen Viren und Bakterien wird eine mitverursachende Wirkung bei der Entstehung von MS zugeschrieben. Nachgewiesen wurde, dass Kinder mit Multipler Sklerose häufiger eine Immunreaktion gegen das Epstein-Barr-Virus (das das Pfeiffersche Drüsenfieber verursacht) zeigen als nicht erkrankte Kinder. Auch bakterielle Erreger (u. a. Chlamydien und Streptokokken) sind mit dem Ausbruch von MS in Zusammenhang gebracht worden. Ein spezifischer Erreger für die Erkrankung konnte bisher jedoch nicht identifiziert werden.

Immunsystem

MS wird von den meisten als eine Autoimmunerkrankung angesehen, bei der das Immunsystem versehentlich gesundes Gewebe im zentralen Nervensystem angreift. Bestimmte Immunzellen, wie T- und B-Zellen, sind in diesem Prozess involviert.

Umweltfaktoren

Umweltfaktoren wie Infektionen, Vitamin-D-Mangel, Rauchen und Exposition gegenüber bestimmten Chemikalien erhöhen das MS-Risiko. Eine besondere Rolle spielt der Vitamin-D-Stoffwechsel. Vitamin D entsteht beim Menschen hauptsächlich durch Sonneneinstrahlung in der Haut. Im Kindesalter senkt daher die Sonneneinstrahlung und der resultierende erhöhte Vitamin-D-Spiegel im Blut das Risiko, später eine MS zu bekommen. Deshalb tritt MS vermutlich auch seltener bei Menschen auf, die in der Nähe des Äquators leben. Umgekehrt spricht auch dafür, dass einige Studien gezeigt haben, dass Menschen, die in gemäßigten Breitengraden mit weniger Sonneneinstrahlung leben, ein höheres MS-Risiko haben.

Multiple Sklerose

Entzündliche Erkrankung des Nervensystems

Multiple Sklerose (MS), im medizinischen Fachjargon Encephalomyelitis disseminata (ED), ist eine entzündliche Erkrankung des Zentralnervensystems (ZNS). Diese Schaltzentrale ist für die Koordination von Bewegungsabläufen und die Integration von äußerlichen und innerlichen Reizen zuständig. Dabei leiten Nervenfasern die Signale des Gehirns über das Rückenmark in alle Körperregionen.

Bei MS ist die äußere Schutzschicht der Nervenfasern angegriffen: die folgenden Entzündungen bewirken, dass die Botschaften des Gehirns nicht mehr richtig übertragen werden können. Zu Beginn der Erkrankung werden häufig Seh-, Gang- und Sensibilitätsstörungen beobachtet. Während sich die Schübe anfangs meist völlig zurückbilden, bleiben im späteren Krankheitsverlauf vermehrt neurologische Einschränkungen zurück.

Therapien

Unterschiedliche Therapieansätze

Multiple Sklerose ist die „Krankheit der 1.000 Gesichter": Deshalb folgt die MSK e. V. der Auffassung, dass es kein allgemein verbindliches Therapieschema für die Krankheit gibt!

Wenn MS von Mensch zu Mensch unterschiedlichste Ausprägungen und Verläufe zeigt, muss die Therapie ganz individuell auf den einzelnen abgestimmt sein. Wenn auch MS momentan noch nicht geheilt werden kann, gibt es doch medikamentöse, begleitende und alternative Therapien, die den Verlauf positiv beeinflussen können. Sie werden im Folgenden kurz vorgestellt. Welcher Ansatz für den eigenen Krankheitsverlauf der richtige ist, muss mit behandelnden Ärzten und anderen Therapeuten genau geklärt werden.

Leitlinien zur MS-Behandlung

Bei der medikamentösen Therapie der Krankheit folgen Ärzte zumeist den aktuellen Leitlinien zur MS-Behandlung, die von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie heraus gegeben werden. Diese Handlungsempfehlungen für Ärzte beinhalten jedoch einige Schwächen, worauf kürzlich Dr. med. Jutta Scheiderbauer eindrücklich hingewiesen hat. Die MSK e. V. unterstützt einen sensiblen Umgang mit diesen Empfehlungen. Wer sich selbst über die Leitlinien und ihre Problemstellungen informieren möchte, kann Jutta Scheiderbauers Vortrag zur Thematik im Blickpunkt 2/2015 nachlesen:
Über die Schwächen der aktuellen Leitlinie zur MS-Behandlung (Blickpunkt 2/15, S.7)

Medikamentöse Therapien

Therapien

Medikamentöse Therapien

Allopathischer Ansatz

Die medikamentöse Therapie der Multiplen Sklerose (MS) hat sich im Laufe der Jahre stark weiterentwickelt und bietet heute eine breite Palette von Optionen mit dem Ziel, das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen.
Viele raten zu einer raschen Aufnahme einer medikamentösen Therapie (der sogenannten Basistherapie), bei der je nach Krankheitsausprägung und -verlauf unterschiedliche Medikamente verabreicht werden: Das reicht von Kortison-Präparaten zur Bekämpfung akuter Schübe über den Einsatz von Interferon-Präparaten, Immunsuppressiva bis hin zu Antikörperpräparaten und Chemotherapeutika.
Die Wahl der geeigneten Therapie hängt vom Krankheitsverlauf, der Schwere der Symptome, des Alters, vom individuellen Risikoprofil und der Entscheidung des/r Patient*in ab. Keine dieser Therapien kann die MS heilen, sie können aber dazu beitragen, Symptome zu lindern, Schübe zu reduzieren und das Fortschreiten zu verlangsamen.
Die sehr hochpreisigen Präparate können auch zu gravierenden unerwünschten Nebenwirkungen wie z. B. grippeähnliche Symptome, Hautreaktionen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Magenbeschwerden, Depressionen und Stimmungsschwankungen, Leberfunktionsstörungen, Blutungen, Blutbildveränderungen, Unterdrückung der Produktion von Blutzellen, allergische Reaktionen, erhöhtes Herzerkrankungs-, Infektions- und Krebsrisiko, Lungenerkrankungen, Bluthochdruck und Schwangerschaftsrisiken führen.
Nicht jede*r wird Nebenwirkungen erleben, aber sie sind möglich. Und die Nebenwirkungen sind je nach Medikament verschieden. Die Wahl des richtigen Medikaments sollte von Ärzt*in und Patient*in gemeinsam getroffen werden, da die individuellen Bedürfnisse und Risiken berücksichtigt werden müssen.

Die Hauptklassen der Medikamente, die zur Behandlung von Multipler Sklerose verwendet werden, lauten wie folgt:

  1. Immunmodulatoren und Immunsuppressiva: Diese Medikamente zielen darauf ab, das Immunsystem zu modulieren oder zu unterdrücken, um Autoimmunreaktionen zu reduzieren. Beispiele sind Interferone (wie Interferon beta) und Immunsuppressiva (wie Azathioprin oder Mycophenolatmofetil).
  2. Immunmodulatoren der zweiten Generation: Dazu gehören Medikamente wie Fingolimod, Teriflunomid oder Dimethylfumarat. Sie beeinflussen das Immunsystem auf verschiedene Weisen und können das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen.
  3. Monoklonale Antikörper: Medikamente wie Ocrelizumab oder Alemtuzumab sind Antikörper, die spezifische Zellfunktionen modulieren und so das Immunsystem beeinflussen. Sie werden oft bei aggressiveren Formen der MS eingesetzt. Ihr Nutzen ist allerdings umstritten.
  4. Chemotherapie: Hochdosierte Chemotherapie, gefolgt von einer autologen hämatopoetischen Stammzelltransplantation (AHSCT), wird manchmal bei schweren Fällen von MS in Betracht bezogen, wenn andere Therapien nicht wirksam sind.
  5. Symptomatische Behandlung: Neben der Behandlung der Krankheit selbst werden Medikamente zur Linderung von Symptomen wie Muskelkrämpfe, Spastizität, Fatigue, Schmerzen und Blasenproblemen eingesetzt.

Die MS-Behandlung ist ein sich ständig weiterentwickelndes Gebiet, und neue Medikamente werden regelmäßig erforscht und entwickelt.

Medikamentöse Therapie nicht verpflichtend für alle MS-Verläufe

Die medikamentöse Therapie, meist unter dem gängigen Begriff der Basistherapie zusammengefasst, wird häufig so ausgelegt, dass eine solche Behandlung der MS unumgänglich ist. Die MSK e. V. möchte darauf aufmerksam machen, dass es sowohl symptomfreie Verläufe als auch MS-Formen gibt, die entweder keine medikamentöse Therapie benötigen oder nicht auf diese ansprechen. Hier ist immer eine individuelle Abwägung in enger Abstimmung mit behandelnden Ärzt*innen und Therapeut*innen unumgänglich.

Komplementäre Therapien

Therapien

Komplementäre Therapien

Komplementäre Therapien werden oft als Ergänzung zur konventionellen medizinischen Behandlung bei Multipler Sklerose (MS) in Betracht gezogen. Da aber bei den Therapien der Immunsuppression und der Immunmodulation das Nebenwirkungsrisiko sehr hoch ist und auch Widersprüchlichkeiten bestehen, fragen immer mehr Betroffene nach Therapiekonzepten, die nebenwirkungsfrei oder zumindest nebenwirkungsarm sind und die einen Therapieerfolg versprechen. 

Alternative oder komplementäre Verfahren zur (begleitenden) Behandlung von Multiple Sklerose sind zumeist wissenschaftlich nicht immer ausreichend untersucht worden, um aus allopathischer Sicht verlässliche Aussagen über deren Wirksamkeit treffen zu können. Trotzdem empfehlen sie sich durch ihre oft praktische Kraft in der individuellen Anwendung – natürlich in enger Abstimmung mit den behandelnden Ärzt*innen und Therapeut*innen – für die Erprobung beim je eigenen Krankheitsverlauf. 

Zudem sollte immer auch der eigene Erfahrungshorizont beachtet werden: Betroffene haben oft jahrelange Erfahrung mit ihrer Erkrankung, spüren genau, wie die MS auf seelische Belastungen, körperliche Anstrengungen, das Wetter, Medikamente, bestimmte krankengymnastische Übungen, Hitze usw. reagiert, und kennen sich deshalb oft besser aus mit ihrer MS als ein noch so guter Arzt oder eine noch so gute Ärztin.

Im Folgenden werden einige Verfahren (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) vorgestellt, die den Verlauf von Multiple Sklerose positiv beeinflussen können.

Physio- und ergotherapeutische Verfahren

Multiple Sklerose tritt mit unterschiedlichen Symptomen auf, die zu einer Verminderung der Lebensqualität führen. Die jeweiligen Funktionsstörungen und ihr Ausmaß sind bei Betroffenen ganz unterschiedlich ausgeprägt. Doch häufig sind Gehbehinderung, Spastik, Schmerzen, Ataxien, psychische und physische Ermüdbarkeit sowie depressive Störungen die Folge. Zur Behandlung dieser Symptome eignen sich – auch in Kombination – physiotherapeutische und ergotherapeutische sowie Naturheilverfahren.

Physiotherapie

Individuell angepasste körperliche Aktivität kann MS-Betroffenen viel nützen: Die Beweglichkeit bleibt länger erhalten; die allgemeine Müdigkeit (Fatigue) bessert sich bei gezielter Bewegung, wie sie in der Physiotherapie erlernt wird; das Training kann Fehlbelastungen und falsche Bewegungen, die durch Schmerzen, Spastiken oder Muskelblockierungen entstehen, beseitigen und Gangstörungen beheben. Bei einer Ataxie fällt es MS-Patient*innen schwer, das Gleichgewicht zu halten. Auch hier kann die Physiotherapie helfen: Zum sicheren Stehen bekommen Betroffene anfangs Hilfestellung; diese Unterstützung wird dann immer weiter verringert, bis der Patient oder die Patientin wieder allein das Gleichgewicht halten kann.

Ergotherapie

Ergotherapeut*innen versuchen, falsche Bewegungen und kräftezehrende Körperhaltungen bei MS-Betroffenen zu beseitigen. Sie üben mit ihnen wieder normale Bewegungen ein, die weniger Energie kosten. Ist das nicht mehr möglich, lernt der Patient oder die Patientin mit seinem/ihrem Handicap umzugehen und trainiert neue „Ersatzbewegungen“. Alle Übungen orientieren sich an den Bedürfnissen im Alltag.

Feldenkrais

Ziel der Feldenkrais-Methode ist es nicht, Probleme zu korrigieren, sondern das Bewusstsein zu schulen, eine klarere Empfindung von sich selbst zu entwickeln. Dadurch kann eine leichtere und freudvollere Art entstehen, sich zu bewegen. Die Feldenkrais-Methode ist keine Therapie, sondern eine Methode organischen Lernens.

Moshe Feldenkrais, Begründer der Methode zu Beginn des 20. Jahrhunderts, entwickelte zwei Formen:

  • Unterricht in der Gruppe: unter Anleitung eines Feldenkrais-Lehrers oder einer -Lehrerin werden sanfte, leichte anstrengungsfreie Bewegungen gemacht, die es ermöglichen, auf spielerische Art neue Handlungsmöglichkeiten zu entdecken. Diese neuen Bewegungsmuster werden im Gehirn und Nervensystem gespeichert und können bei Bedarf „abgerufen“ werden.
  • Einzelstunde (funktionale Integration): Der oder die Feldenkrais-Lehrer*in deutet mithilfe der Hände nonverbal sein/ihr Bewegungsmuster an und zeigt so Alternativen auf.

Cranio-Sacrale-Therapie

Cranio-Sacrale-Therapie ist eine sanfte, nicht invasive Therapie. Die Behandlung des cranio-sacralen Systems (CSS) berücksichtigt die knöchernen und membranösen Strukturen des Schädels (Cranium), der Wirbelsäule und des Kreuzbeins (Sacrum) sowie die Dynamik der cerebrospinalen Flüssigkeit (CSF) und des Zentralnervensystems.

Durch einfache Berührung und Mobilisationsbewegungen der cranio-sacralen Strukturen können Blockierungen im CSS und am ganzen Körper erkannt und gelöst werden. Dadurch wird es den von Blockaden befreiten Gebieten des Körpers möglich, sich der in der CSF innewohnenden Heilkraft und Ordnung neu zu öffnen. Dieser Vorgang ist oftmals ein psycho-emotionaler Prozess, in welchem alte und tief verkörperte Verhaltensmuster und Traumata gelöst werden können, was zu einem tiefen Selbstheilungsprozess führen kann.

Mind-Body-Therapien

Untersuchungen haben gezeigt, dass psychologischer Stress einen direkten Einfluss auf das Immunsystem haben kann und es damit anfällig für Erkrankungen macht. Mind-/Body-Therapien wie Hypnose, Meditation, Bioresonanz, Visualisierung und Qi Gong wurden mit Veränderungen im Gehirn und der Immunfunktion bei Erkrankungen wie MS in Verbindung gebracht. Stressreduzierende Praktiken wie Yoga können sich bei Erkrankungen mit einer Fehlfunktion der Immunabwehr positiv auswirken.

Akupunktur

Akupunktur kann zur Schmerzlinderung und zur Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens bei MS-Patient*innen beitragen. Es gibt Hinweise darauf, dass es die Muskelsteifheit und die Müdigkeit reduzieren kann.

Yoga und Tai Chi

Diese Übungsmethoden können die Flexibilität und den Gleichgewichtssinn verbessern, was von Nutzen sein kann. Sie können auch Stress reduzieren und das allgemeine Wohlbefinden steigern.

Massage

Massage kann Muskelverspannungen und -schmerzen lindern, die bei MS auftreten können. Es kann auch zur Entspannung und zum Stressabbau beitragen.

Meditation und Entspannungstechniken

Diese Methoden können dazu beitragen, Stress abzubauen und das allgemeine Wohlbefinden zu verbessern.

Cannabis

Mehrere Studien haben eine signifikante antispastische Wirksamkeit von Cannabis gezeigt. Seit Juli 2011 ist ein Cannabinoid-Präparat für Patient*innen mit mittelschwerer bis schwerer Spastik zugelassen, denen andere Medikamente nicht oder wenig geholfen haben.

Nahrungsergänzungsmittel

Einige Menschen mit MS nehmen Vitamin D, Omega-3-Fettsäuren oder andere Nahrungsergänzungsmittel ein, da es Hinweise darauf gibt, dass sie entzündungshemmende Wirkungen haben können.

Ernährungstherapien

Eine gesunde Ernährung kann dazu beitragen, das Immunsystem zu stärken und die Energie zu steigern. Einige MS-Patient*innen suchen nach speziellen Diäten wie der Swank-Diät, der Paleo-Diät, der Evers-Diät oder der komplexen Ernährungs- und Stoffwechsel-Therapie nach Fratzer/Hebener.

Vitamin D

Sonnenlicht und UV-Strahlung korrelieren mit dem Risiko, an MS zu erkranken. Je geringer die Sonneneinstrahlung, desto höher das MS-Risiko. Der Vitamin D-Gehalt im Blut ist ein direktes Ergebnis der Sonnen-/UV- Einstrahlung auf die Haut, der wichtigsten Quelle für dieses Vitamin. Vitamin D unterdrückt überschießende Entzündungsreaktionen durch Verringerung der aktivierenden Botenstoffe. Je höher der Vitamin-D-Spiegel im Blut, desto geringer der Behinderungsgrad nach der Mehrheitsmeinung. Die Vitamin-D-Werte sind abhängig von der Jahreszeit, in Mitteleuropa am niedrigsten zwischen Januar und April.

Homöopathie

Wenn auch umstritten, empfehlen Heilpraktiker*innen und homöopathisch orientierte Ärzt*innen zur Behandlung vieler Nebenwirkungen der MS homöopathische Heilmittel.

Nicht alle komplementären Therapien sind für alle MS-Patient*innen gleich wirksam. Was für eine Person funktioniert, funktioniert möglicherweise nicht für eine andere. Außerdem können einige dieser Therapien teuer sein und werden nicht von Versicherungen abgedeckt.

Krankheitsbild - die Krankheit mit den tausend Gesichtern

Multiple Sklerose ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des Zentralnervensystems

Multiple Sklerose (MS), im medizinischen Fachjargon Encephalomyelitis disseminata (ED), ist eine chronisch-entzündliche Erkrankung des Zentralnervensystems (ZNS) und betrifft Gehirn und Rückenmark. Diese Schaltzentrale ist für die Koordination von Bewegungsabläufen und die Integration von äußerlichen und innerlichen Reizen zuständig. Dabei leiten Nervenfasern die Signale des Gehirns über das Rückenmark in alle Körperregionen. Bei MS ist die äußere Schutzschicht der Nervenfasern angegriffen: Die folgenden Entzündungen bewirken, dass die Botschaften des Gehirns nicht mehr richtig übertragen werden können. MS gehört laut Mehrheitsmeinung zu den Autoimmunerkrankungen, bei denen das Immunsystem fälschlicherweise körpereigene Gewebe angreift. Dies führt zu Entzündungen, Demyelinisierung (Zerstörung der schützenden Myelinschicht um Nervenfasern) und Nervenschädigungen.

Zu Beginn der Erkrankung werden häufig Seh-, Gang- und Sensibilitätsstörungen beobachtet. Während sich die Schübe anfangs meist völlig zurückbilden, bleiben im späteren Krankheitsverlauf vermehrt neurologische Einschränkungen zurück.

Zu den häufigsten Symptomen gehören:

  • Müdigkeit (Fatigue): Viele Menschen mit MS leiden unter extremer Müdigkeit und Erschöpfung, die nicht mit körperlicher Anstrengung zusammenhängt.
  • Sehstörungen: Probleme mit dem Sehen, wie verschwommenes Sehen, Doppeltsehen oder Verlust des Farbsehens, sind häufige Frühsymptome.
  • Gefühlsstörungen: Kribbeln, Taubheit oder Schwäche in den Gliedmaßen können auftreten.
  • Motorische Probleme: Schwäche, Koordinationsprobleme, Muskelkrämpfe und Schwierigkeiten beim Gehen sind möglich.
  • Kognitive Beeinträchtigungen: Probleme mit Gedächtnis, Aufmerksamkeit, Konzentration und anderen kognitiven Funktionen können auftreten.
  • Blasen- und Darmprobleme: Harninkontinenz, Schwierigkeiten beim Wasserlassen und Darmprobleme sind möglich.
  • Schmerzen: MS kann verschiedene Arten von Schmerzen verursachen, einschließlich Nerven- und Muskelschmerzen.
  • Depression und Angst: Psychische Symptome wie Depressionen und Angst treten bei Menschen mit MS häufig auf.
  • Sprech- und Schluckstörungen: Schwierigkeiten beim Sprechen und Schlucken können auftreten.

Keine einfache Diagnose

Die Symptome können, müssen aber nicht auftreten. Welche Symptome bei dem oder der Einzelnen auftreten, ist meist nicht vorhersagbar. MS wird als „Krankheit mit den 1.000 Gesichtern“ bezeichnet – das macht auch die Erstdiagnose oft so schwierig. Die Diagnose von MS erfordert in der Regel eine Kombination aus klinisch-neurologischen Symptomen und Hinweisen in der Bildgebung, wie der Magnetresonanztomographie (MRT). Dies wird unter Umständen durch eine Untersuchung des Sehnervs und der Liquor cerebrospinalis (Rückenmarksflüssigkeit) ergänzt.
Häufig wird am Ende eines längeren Prozesses des schrittweisen Ausschlusses anderer Erkrankungen die Verdachtsdiagnose MS gestellt.

Die Diagnose MS wird üblicherweise zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr festgestellt; sie tritt weitaus seltener bereits im Kindes- und Jugendalter und nach einem Alter über 60 Jahren auf.

Häufigkeit und weltweite Verteilung

Weltweit sind ca. zwei Millionen Menschen von MS betroffen; in Deutschland leben nach Hochrechnungen ca. 200.000 MS-Erkrankte. Frauen erkranken etwa zweimal so häufig wie Männer.
MS ist auch geografisch unterschiedlich verteilt: Je näher am Äquator, desto seltener wurde die Krankheit diagnostiziert. Umgekehrt ist MS ist in den gemäßigten Breiten der Welt häufiger anzutreffen, z. B. in Kanada, den USA oder (nord)europäischen Ländern. Die Ursachen sind noch weitgehend unklar. Umweltfaktoren, genetische Veranlagung, kulturelle Unterschiede und der mangelnde Zugang zur Gesundheitsversorgung scheinen eine Rolle bei der Verteilung zu spielen. Dazu kommen Infektionen, Ernährung, Sonnenexposition und der Vitamin-D-Spiegel. Es gibt auch ethnische Unterschiede bei MS. Menschen mit europäischer Abstammung scheinen ein höheres Risiko für MS zu haben als Menschen mit afrikanischer oder asiatischer Abstammung. Und MS wird im reichen Teil der Welt häufiger diagnostiziert als im armen.
Wahrscheinlich gibt es eine komplexe Wechselwirkung zwischen genetischen, umweltbedingten, immunologischen und sozialen Faktoren. Die Forschung auf diesem Gebiet ist weiter im Gange.

Nicht zwangsläufig in den Rollstuhl!

Die Krankheit ist zwar nicht heilbar, kann jedoch auch über lange Zeit ohne Beeinträchtigungen verlaufen. Multiple Sklerose führt auch nicht zwangsläufig zu schweren Behinderungen und Lähmung; es gibt leichte und schwerere Formen.