Die medikamentöse Therapie der Multiplen Sklerose (MS) hat sich im Laufe der Jahre stark weiterentwickelt und bietet heute eine breite Palette von Optionen mit dem Ziel, das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen.
Viele raten zu einer raschen Aufnahme einer medikamentösen Therapie (der sogenannten Basistherapie), bei der je nach Krankheitsausprägung und -verlauf unterschiedliche Medikamente verabreicht werden: Das reicht von Kortison-Präparaten zur Bekämpfung akuter Schübe über den Einsatz von Interferon-Präparaten, Immunsuppressiva bis hin zu Antikörperpräparaten und Chemotherapeutika.
Die Wahl der geeigneten Therapie hängt vom Krankheitsverlauf, der Schwere der Symptome, des Alters, vom individuellen Risikoprofil und der Entscheidung des/r Patient*in ab. Keine dieser Therapien kann die MS heilen, sie können aber dazu beitragen, Symptome zu lindern, Schübe zu reduzieren und das Fortschreiten zu verlangsamen.
Die sehr hochpreisigen Präparate können auch zu gravierenden unerwünschten Nebenwirkungen wie z. B. grippeähnliche Symptome, Hautreaktionen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Magenbeschwerden, Depressionen und Stimmungsschwankungen, Leberfunktionsstörungen, Blutungen, Blutbildveränderungen, Unterdrückung der Produktion von Blutzellen, allergische Reaktionen, erhöhtes Herzerkrankungs-, Infektions- und Krebsrisiko, Lungenerkrankungen, Bluthochdruck und Schwangerschaftsrisiken führen.
Nicht jede*r wird Nebenwirkungen erleben, aber sie sind möglich. Und die Nebenwirkungen sind je nach Medikament verschieden. Die Wahl des richtigen Medikaments sollte von Ärzt*in und Patient*in gemeinsam getroffen werden, da die individuellen Bedürfnisse und Risiken berücksichtigt werden müssen.
Die Hauptklassen der Medikamente, die zur Behandlung von Multipler Sklerose verwendet werden, lauten wie folgt:
- Immunmodulatoren und Immunsuppressiva: Diese Medikamente zielen darauf ab, das Immunsystem zu modulieren oder zu unterdrücken, um Autoimmunreaktionen zu reduzieren. Beispiele sind Interferone (wie Interferon beta) und Immunsuppressiva (wie Azathioprin oder Mycophenolatmofetil).
- Immunmodulatoren der zweiten Generation: Dazu gehören Medikamente wie Fingolimod, Teriflunomid oder Dimethylfumarat. Sie beeinflussen das Immunsystem auf verschiedene Weisen und können das Fortschreiten der Krankheit verlangsamen.
- Monoklonale Antikörper: Medikamente wie Ocrelizumab oder Alemtuzumab sind Antikörper, die spezifische Zellfunktionen modulieren und so das Immunsystem beeinflussen. Sie werden oft bei aggressiveren Formen der MS eingesetzt. Ihr Nutzen ist allerdings umstritten.
- Chemotherapie: Hochdosierte Chemotherapie, gefolgt von einer autologen hämatopoetischen Stammzelltransplantation (AHSCT), wird manchmal bei schweren Fällen von MS in Betracht bezogen, wenn andere Therapien nicht wirksam sind.
- Symptomatische Behandlung: Neben der Behandlung der Krankheit selbst werden Medikamente zur Linderung von Symptomen wie Muskelkrämpfe, Spastizität, Fatigue, Schmerzen und Blasenproblemen eingesetzt.
Die MS-Behandlung ist ein sich ständig weiterentwickelndes Gebiet, und neue Medikamente werden regelmäßig erforscht und entwickelt.
Die medikamentöse Therapie, meist unter dem gängigen Begriff der Basistherapie zusammengefasst, wird häufig so ausgelegt, dass eine solche Behandlung der MS unumgänglich ist. Die MSK e. V. möchte darauf aufmerksam machen, dass es sowohl symptomfreie Verläufe als auch MS-Formen gibt, die entweder keine medikamentöse Therapie benötigen oder nicht auf diese ansprechen. Hier ist immer eine individuelle Abwägung in enger Abstimmung mit behandelnden Ärzt*innen und Therapeut*innen unumgänglich.