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Initiative Selbsthilfe Multiple Sklerose Kranker e. V.

Darm-Hirn-Achse eröffnet neue Therapieansätze

Red., Blickpunkt-Ausgabe 04/2021

Dass ein immunologischer Austausch zwischen dem Darm-Mikrobiom und dem zentralen Nervensystem (ZNS) stattfindet, war bisher zwar bekannt, erstmals sichtbar machen konnten diese Vorgänge aber jetzt Forschende der Technischen Universität München (TUM). Der sogenannten Darm-Hirn-Achse wird in Zukunft bei der Therapie von Autoimmunerkrankungen eine größere Bedeutung zukommen.

Blut-Hirn-Schranke und Darm-Hirn-Achse

Bei der Multiplen Sklerose passieren die sogenannten autoimmunen T-Zellen ungehindert die Blut-Hirn-Schranke und wandern in das ZNS ein, um dort körpereigenes Nervengewebe zu schädigen. Wie und vor allem von welchem Ausgangspunkt sie dies tun, zeigte sich kürzlich in einer Forschungsarbeit der TUM. Eine maßgebliche Rolle spielt hierbei die sogenannte Darm-Hirn-Achse mit ihrem Austausch zwischen dem intestinalen Mikrobiom, Entzündungsvorgängen und Gehirnfunktionen. Denn der Darm regelt nicht nur die Nährstoffgewinnung und -verteilung und produziert neben der Haut über 80 Prozent unserer Immunzellen, sondern er ist auch Sitz des Enterischen Nervensystems (ENS), das über 100 Millionen Nervenzellen verfügt und mit dem ZNS regelmäßig kommuniziert.

Der Weg der T-Zellen

Das Forschungsteam um Professor Thomas Korn entwickelte eine Methode, mit der man Immunzellen von Mäusen durch photokonvertierbare Proteine markieren kann. Mit violettem Licht konnten die T-Zellen im Anschluss am Mausmodell in Lymphknoten sowohl im Darm als auch in der Haut gesichtet und auf ihrer Wanderung in das ZNS beobachtet werden. Während T-Zellen aus der Haut in die graue und weiße Substanz wanderten, wurden T-Zellen aus dem Darm fast ausschließlich in der weißen Substanz gesichtet.

Umwelteinflüsse prägen T-Zellen

Das Immunsystem wird generell von Umweltfaktoren beeinflusst, bei MS-Betroffenen wirkt sich dies allerdings auch im ZNS aus. Denn diese Umwelteinflüsse, so ist man sich nun sicher, prägen die T-Zellen in den Lymphknoten von Darm und Haut und transportieren ihre Informationen dann bis ins Gehirn. Auf ihrem Weg bleiben sie dabei so stabil, dass man genau ablesen konnte, ob die jeweiligen Immunreaktionen durch den Darm oder die Haut beeinflusst wurden.
Überlegungen gehen nun dahin, diese T-Zellen am Ausgangspunkt ihrer Wanderung zu behandeln und damit zu vermeiden, dass sie ihre Reise ins ZNS fortsetzen können.

Quellen