"Komplementäre" H15-Therapie bei chronisch-entzündlichen Erkrankungen: z.B. auch bei der Multiplen Sklerose?
H. Gerhardt, Mannheim
Die chronisch entzündliche Darmerkrankungen(CED) Morbus Crohn und auch Colitis ulcerosa zählen zu den Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises. Das heißt, dass etwa 2/3 der CED Patienten unter extraintestinalen Symptomen in erster Linie unter rheumatischen Beschwerden leiden. Diese auch als ‚Autoimmunerkrankungen’ bezeichnete Gruppe chronischer Entzündungen verschiedenster Organsysteme sprechen therapeutisch auf Medikamente, die Leukotriene vermindern, also das unspezifisch wirkende Cortison und die spezifisch wirkenden Boswelliasäuren(BS) aus dem indischen Weihrauch an.
Bei unseren ersten Einzelfallbeobachtungen mit H15-Selbstmedikationen berichteten die CED-Patienten neben den Verbesserungen ihrer Darmbeschwerden auch vom Nachlassen ihrer rheumatischen Beschwerden. Das überraschte uns weniger, da die Boswellia-serrata-Extrakte H15 / Sallaki in Indien in erster Linie bei rheumatischen Beschwerden angewendet werden.
Eine unserer ersten Morbus Crohn Patientinnen leidet zusätzlich an einer schleichend progredienten Multiplen Sklerose (MS) und fühlt sich auch nach 6 Jahren unter H15 Therapie bezüglich beider Erkrankungen gut eingestellt. Intermittierende Schübe der MS, die im Vordergrund steht, wurden unter Beibehaltung der H15-Therapie mit seltenen Cortison-Stoßtherapien von 3 – 5 g abgefangen.
Auch bei der Multiplen Sklerose (MS) scheinen die Leukotriene und Therapieansätze mit leukotrienhemmenden Substanzen eine krankheitsbeeinflussende Rolle zu spielen, wie I. Neu, Neurologische Abteilung, Sindelfingen beschreibt.
Wie auch das Cortison so verhindern auch die Boswelliasäuren(BS) aus dem indischen Weihrauch die Entstehung der Leukotriene und damit das Fortschreiten der Entzündung auf zellulärer Ebene. Die Boswelliasäuren sind ein wirksamer und dazu noch nebenwirkungsarmer selektiver Hemmer der 5-Lipoxygenase, dem Eingangsschritt in die zelluläre Immunmodulation.
Beim Einsatz der Boswelliasäuren werden die Cyclooxygenasen (COX1+2) durch die Arachidonsäure-Substratvermehrung bei der Bildung der zytoprotektiven Prostaglandine und Thromboxane eher unterstützt, was die gute Verträglichkeit des Natur-Wirkstoffes erklärt. Gerade hierin zeigt sich der Vorteil der Boswelliasäuren gegenüber den vielfach sehr viel schlechter verträglichen Salizylaten und den Kortikoiden, wie unsere Patientenbefragung bei CED-Patienten und Rheumatikern ergab.
Kortikoide, Salizylate und Boswelliasäuren wirken hemmend auf zentrale Enzyme am Start der Entzündungskaskade und sind deshalb so wirkungsvoll. Speziell zeigen die BS mit der Hemmung der 5-Lipoxygenase einen neuen selektiven Behandlungsmechanismus auf, der wegen seiner guten Verträglichkeit weiter erforscht werden sollte.
Nebenwirkungen und Besserungen unter H15-Therapie
Neben Geschmacksirritationen und gelegentlichem Völlegefühl haben die Patienten auch über Hauttrockenheit und einen leichten Harndrang berichtet. Laborchemische, internistische Verlaufsparameter zeigten keine signifikanten Veränderungen. Knochendichteuntersuchungen zeigten gegenüber Patienten mit Cortisonbehandlungen eine deutliche Zunahme der Knochenmasse. Cortisontypische Nebenwirkungen wie Mondgesicht, Oedeme, Freßsucht, Stiae und Stimmungsschwankungen geben die Patienten nicht an.
Unter der H15-Therapie zeigte sich eine deutliche Steigerung der subjektiven und objektiven gesundheitsbezogenen Lebensqualität von CED- und Rheumapatienten. Im Vordergrund standen die Auffälligen Verbesserungen bei den Bauch-, Darm- und Gelenkschmerzen. Die Patienten wurden schmerzfrei, ohne dass die sonst üblichen NSAR- bzw. kortokoidinduzierten Magen-Darm-Schleimhautschädigungen auftraten. Es kam zu einem deutlichen Rückgang der Anzahl der akuten Krankheitsschübe, der körperlichen und seelischen Belastungen, der Arztbesuche, der Krankheitsbedingten Arbeitsausfälle sowie der stationären Aufenthalte und Operationen. Während der beobachteten Therapieverläufe konnten Kortikoide und Salizylate bei rückläufiger Krankheitsaktivität deutlich reduziert oder ganz abgesetzt werden.
Einnahme und Dosierung
Unser therapeutischer Einsatz des Präparates H15 / Sallaki war stets ein "komplementärer", also additiver Einsatz zu der derzeitigen Medikation des Patienten. Erst unter einer deutlichen Befundbesserung und Beibehaltung derselben ließen wir den Patienten seine bisherigen Medikationen wie Cortison, Salizylate und später auch das H 15 Tablette für Tablette langsam abbauen.
Beim Auftreten eines akuten Schubes der Grunderkrankung wurde der therapeutische Weg je nach Schweregrad nach Rücksprache mit dem behandelnden Arzt angemessen beschritten.
Veränderungen ihrer gesundheitsbezogenen Lebensqualität unter H 15 Therapie beschrieben 467 Patienten (MC 260; CU 150; RA 57) mit häufigem Ausschleichen der früher unverzichtbaren Kortison- und Salizylattherapien eindrucksvoll. Sie beschrieben je eine zweistellige Verbesserung ihres körperlichen und psychischen Befindens auf einer fünfstelligen Likert-Skala bei deutlich weniger akuten Schüben und weniger Arztbesuchen und beurteilten ihr derzeitiges Befinden mit 2+.
Dosierungsangaben
für die "komplementäre" H15-Therapie:
- Einschleichphase: 1 - 3 Tabletten H15
- Therapiephase: 3 x 2 Tabletten H15
Hinweis für die Praxis
Das Präparat H15 kann ihnen in Deutschland auf ärztliches Rezept verordnet werden und ihre Apotheke kann es nach § 73.3 AMG besorgen und abgeben. Leider haben in letzter Zeit die gesetzlichen Krankenkassen nur noch in begründeten Einzelfällen die Kosten übernommen.
Quelle: Mitgliederzeitschrift der M.S.K.e.V. ‚Blickpunkt’, Heft 4/02, Seite 23-24
Ersteinstellung: 1. März 2002, Zuletzt überarbeitet: 1. März 2006