Wieder gut zu Fuß! Ein Portrait von Peter Wiese, Mitglied des MSK-Vorstands
Peter Wiese, Blickpunkt-Ausgabe 04/2015
Peter Wiese backt sein Brot und seine Weihnachtsplätzchen selbst. Er experimentiert mit Buchweizen, Linsenmehl und Kokosfett. Kreative Küche jederzeit: Nichts Selbstgemachtes wiederholt sich, da er sich die Zusammenstellung der Zutaten nicht notiert. „Da kann es schon einmal vorkommen, dass sich das Brot in Brösel auflöst. Was soll‘s, Brösel kann man beispielsweise mit Ziegenfrischkäse zusammenkleben!“ schmunzelt er. Seine Frau kostet die neuen Eigenkreationen – und meistens isst sie mit, weil sie ihr schmecken. Seit seiner Ernährungsumstellung nach den Maßgaben der Hebener-Diät vor etwa acht Jahren hat sich Peter Wieses Wohlbefinden ungemein verbessert. Der heute 66-jährige Elektrotechniker im Ruhestand ist trotz MS wohlauf – und das führt er auch auf seine konsequent linolsäurearme Ernährung zurück, die zudem auf hochdosierte Gaben unter anderem von Vitamin B und E, Selen und Fischöl setzt. Zu Zeiten der MS-Diagnose im Jahr 2006 und in der Zeit danach war das nicht so: Große Schwierigkeiten beim Laufen und Sehprobleme machten ihm zu schaffen.
Erste Krankheitssymptome beim Wandern
Der passionierte Wanderer, der schon viele Touren in den Alpen und in unterschiedlichen Gebieten Deutschlands gemacht hat, bemerkte erste Anzeichen der MS bei einer 20 Kilometer langen Wanderung am Erbeskopf im Hunsrück: „Ich konnte meinen rechten Fuß nicht mehr richtig heben, musste ihn nachziehen.“ Der behandelnde Orthopäde schickte ihn zum Physiotherapeuten, der eine Borreliose in Betracht zog und ihm deshalb einen Besuch beim Neurologen empfahl: „Blutuntersuchungen und ein MRT, das Entzündungen im Rückenmark zutage brachte, zeigten keine Borreliose, manifestierten aber die Diagnose MS“, erklärt Peter Wiese. Vor diesem Hintergrund erinnerte er sich daran, dass er vermutlich schon früher MS-Schübe erlitten hatte, aber die Symptome nicht als solche gedeutet worden waren: So 1998, als er beim Duschen unterschiedliche Wärmeempfindungen der beiden Körperhälften wahrnahm, und auch im Jahr 2003 während einer Radtour im Spreewald, als er Probleme mit der Halswirbelsäule bekam.
Der Schlüssel: linolsäurearme Diät nach Dr. med. Olaf Hebener
Nach der Diagnose 2006 verschlechterte sich sein Zustand und Peter Wiese wurde insgesamt kraftloser; auf einer lang gebuchten Ägypten-Reise kamen Probleme mit den Augen hinzu. Eine an den Urlaub anschließende, knapp einwöchige Kortison-Stoßtherapie verbesserte zwar sein Allgemeinbefinden, aber Peter Wiese wollte sich damit nicht zufriedengeben. Er hatte Gutes von Dr. med. Olaf Hebener und seiner Ernährungsdiät gehört und suchte diesen in seiner Praxis auf. Nach fünf Stunden intensiver Anamnese und der Einschätzung eines primär-progredienten Verlaufs der Erkrankung durch den Facharzt stellte Peter Wiese seine Ernährung entsprechend der Hebener-Diät um. Ein zusätzlicher Besuch beim Heilpraktiker ergab zudem Nahrungsunverträglichkeiten hinsichtlich Getreide, allen Kuhmilchprodukten, Eiern und Nüssen, so dass weitere Ernährungsveränderungen notwendig wurden.
Der Erfolg dieser umfassenden Ernährungsumstellung auf linolsäurearme Kost, Ziegenmilch, alternative Mehle u.v.m. ließ nicht lange auf sich warten: „Während ich auf meinem körperlichen Tiefpunkt kaum mehr eine halbe Stunde am Stück laufen konnte, waren bereits im Jahr 2008 wieder über vier Stunden Wandern (auf Rügen), bei anderen Ausflügen sechs oder sieben Stunden möglich!“ Und das bis heute. Das macht Peter Wiese optimistisch; er ist in diesem Jahr in den Odenwaldclub eingetreten, der Ausflüge in der Region anbietet.
Überhaupt ist sein Zustand seit der Nahrungsumstellung vor acht Jahren stabil; er hatte seither weder neue Schübe noch eine Verschlechterung seines Gesamtzustands. Das ermöglichte ihm auch, seiner Vollzeit-Berufstätigkeit bei ABB in Mannheim als Elektrotechniker bis zu seinem vorgezogenen Ruhestand im Jahr 2012 nachzugehen. Den Außendienst reduzierte er auf ein Mindestmaß und konzentrierte sich auf die Büroarbeit; Arbeitgeber und Kollegen unterstützten ihn dabei stets vorbildlich. Dank der Gleitzeit im Unternehmen konnte er seine aufwändigere Ernährung vor Arbeitsbeginn beibehalten und verhältnismäßig ruhig in den Berufsalltag starten.
Aktives MSK-Mitglied seit 2010
Auf die MSK e. V. ist Peter Wiese durch eine Vortragsankündigung im Gemeindehaus St. Clara gestoßen. Nach ein paar Vortragsbesuchen entschied er sich 2010 dazu, Mitglied zu werden. 2012 übernahm er dann Verantwortung für den Verein im Amt des Revisors; seit 2015 ist er erster Beisitzer im Vorstand. Ab nächstem Jahr wird er für den Blickpunkt linolsäurearme Gerichte zur Verfügung stellen, und er freut sich auf weitere Herausforderungen in seinem Verein, den er insbesondere wegen seiner Pharma-kritischen Einstellung schätzt.
Seine Ehefrau, mit der er seit 1979 verheiratet ist und in einem Eigenheim in Ilvesheim bei Mannheim lebt, kommt gut mit seiner chronischen Erkrankung zurecht. Gemeinsame Aktivitäten und ein reges Familienleben verbinden die beiden jeden Tag miteinander. Peter Wiese hat „seine MS“ akzeptiert und lebt im Rahmen ihrer Vorgaben. „Das Laufen geht eben langsamer als früher“, sagt er, „aber das macht mir nichts aus. Ich muss ja nicht mit Leuten mithalten, die zwei Schritte schneller sind als ich.“ Er genießt es, in den Tag hinein zu leben, morgens gemütlich zwei Stunden Zeitung zu lesen und selbst erfundene Rezepte auszuprobieren. Insgesamt also: ein „richtig gutes Leben“!