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Initiative Selbsthilfe Multiple Sklerose Kranker e. V.

Alexandra Mangers Naturapotheke - Superfood – Heilpflanzen aus aller Welt?

Alexandra Manger, Blickpunkt-Ausgabe 2/2015
Es ist immer wieder die gleiche Geschichte: Weit entfernt, im Urwald, am Amazonas oder sonst irgendwo lebt ein Naturvolk ohne Zivilisationskrankheiten, wie Übergewicht, Herzinfarkt oder Krebs. Da genau ihre Pflanze oder Beere, Wurzel oder auch Nuss (eigentlich egal) reich an Vitaminen, Antioxidantien (wieder egal) ist. Und sie trinken genau diesen speziellen Tee oder essen genau diese spezielle Pflanze. Natürlich wird auch durch Studien belegt, dass der gesundheitliche Nutzen sogar Holunderbeeren oder Rotwein übertreffen soll. Ein neues Superfood ist geboren! Aber brauchen wir das wirklich?

Kneipp-Säulen: Ernährung, Bewegung, natürliche Reize, Ausgeglichenheit

Man sollte sich als Faustregel (eigentlich) immer an die vier Kneipp-Säulen halten: Für einen gesunden Körper sind neben Ernährung auch Bewegung, natürliche Reize (wie Wasseranwendungen) und eine ausgeglichene Seele enorm wichtig, also Stress vermeiden. Und auch wenn es oft genug schon gesagt wurde: trinken, trinken, trinken! Wasser fördert zum einen die Ausscheidung von Giftstoffen – dies tun eben nicht nur exotische Heilpflanzen, sondern ganz simpel Wasser. Auch haben Bakterien und Viren schlechtere Karten sich bei ausreichendem Wasserkonsum im Körper anzusiedeln. Und auch hier gibt es wissenschaftliche Untersuchungen: Schon ein Wasserverlust von zwei Prozent des Körpergewichts beeinträchtigt die Leistungsfähigkeit deutlich.

Zwei Liter Wasser täglich trinken, weil es:

  • das A und O für einen reibungs­los funktio­nierenden Körper ist
  • die Nervenreizleitung fördert
  • den Blutfluss fördert
  • das wichtigste Medium ist, um Schlacken und Gift­stoffe aus­zu­scheiden
  • der Falten­bildung vorbeugt
  • beim Abnehmen hilft
  • Und es gibt noch viele Gründe mehr

Heimische Alternativen

Ich habe in einer Sommerausgabe mit dem Kräuterbuschen einige heimische Heilpflanzen vorgestellt. Denn wir haben auch hier starke, kräftige und sehr potente Pflanzen in unserer Heimat. Bitte nicht falsch verstehen, schlecht oder gar unnütz ist exotisches Superfood nicht. Im Gegenteil, es ist eine willkommene Abwechslung und sogar eine Bereicherung. Ich würde es nur mit einer Geldanlage vergleichen: Bei absolut horrenden Renditen und irrwitzigen Versprechungen sind Zweifel angebracht.

Antioxidantien z. B. können, in großen Mengen verzehrt, sogar schädliche Wirkungen haben. Auch kann es zu Wechselwirkungen mit Medikamenten kommen, da Superfood oft in hoher und höchster Konzentration angeboten wird. Ein hoher Gehalt an Gerbstoffen, wie oft angepriesen, leitet nicht nur Giftstoffe aus, sondern kann auch die Aufnahme von Vitaminen bremsen. Insofern denke ich mal wieder an Sokrates: Die Dosis macht die Wirkung.

Zistrose

Ich habe mich dann ein doch noch wenig umgesehen. Und bin erst mal auf die Zistrose gestoßen. Die Pflanze hat mich zum einen wegen ihrer wunderschönen Blüten fasziniert. Es gibt natürlich unterschiedliche Meinungen, ob nun verknitterte Blüten wirklich schön sind. Sie ist ein Feuerkeimer, das heißt, nachdem ich mir einen Tee zubereitet hatte, konnte ich den Rest vom Teesieb in Blumenerde geben. Nun sprießen überall kleine Sämlinge. Über die Pflanze möchte ich aber in einer der nächsten Ausgaben gesondert berichten. Der Tee hilft ausgezeichnet zur Erkältungsvorbeugung.

Apfelbeere (Aronia) versus Holunder

Die Aronia-Beere ist vergleichbar mit schwarzen Johannisbeeren oder dem Holunder. Hier geht es um einen hohen Gehalt an Anthocyanen. Dieser dunkle Pflanzenfarbstoff wirkt antioxidativ, das heißt, er schützt die Körperzellen vor freien Radikalen. Mit dem Anthocyan-Gehalt können es unsere einheimischen Lebensmittel, wie Rotkohl, rote Trauben, Holunder und schwarze Johannisbeeren locker aufnehmen. Holunderbeerensaft übersteigt sogar noch den Inhalt an Anthocyanen der Apfelbeere (Aronia). Tee aus den Holunderblüten ist schweißtreibend, der Saft der Beeren äußerst vitaminreich.

Inhaltsstoffe Holunderbeersaft

  • Kohlenhydrate
  • Mineralstoffe
  • Natrium
  • Kalium
  • Calcium
  • Magnesium
  • Phosphat
  • Eisen
  • Zink
  • Beta-Carotin
  • Vitamin E
  • Vitamin B1
  • Vitamin B2
  • Vitamin B6
  • Folsäure
  • Vitamin C

Superfood Spinat

Ich frage ich mich, wie gesund etwas sein kann, das höchstwahrscheinlich vor Ort mit Pestiziden behandelt ist, lange Anfahrtswege (hoher Vitaminverlust) hinter sich hat und zudem noch hier in einem anderen Kontinent weiter bearbeitet wird, ehe es verzehrt wird. Da hilft auch keine Bezeichnung wie „der Superstar des Superfood“. Interessant finde ich die Wahl des „Institute for Functional Medicine“ in Washington. Zehn Ernährungsexperten sollten ihr persönliches Superfood küren. Und siehe da, es wurde der Spinat. Welch exotische Pflanze!

Inhaltsstoffe von Spinat

  • reich an den Vitaminen der B-Gruppe
  • Vitamin C
  • hoher Beta-Carotin-Gehalt (3.250 µg/100 g, Vorstufe von Vitamin A)
  • Mineralstoffe: Kalium, Kalzium, Magnesium, Eisen

Spinat-Lachs-Lasagne

Mein ganz persönlicher Favorit hierzu ist eine Spinat-Lachs-Lasagne. Reich an Vitaminen, Mineralstoffen und Omega-3. Superlecker, schnell gemacht, natürlich nicht so schnell und bequem zubereitet wie ein Müsli mit Beeren aus der Tüte. Allerdings werden zuckerreiche Müslis mit dem Zusatz von ein paar Beeren auch nicht gesünder.

Menge Zutaten Linolsäure (gesamt)
250g Lachs 1075mg
250g Spinat 70mg
250g Lasagneplatten aus Hartweizen 250mg
500g Magermilch, max. 3 % Fett 0,5mg
25g Weizenmehl 93mg
35g Parmesan 95mg
  Gesamt 1583,5mg

Den Spinat auftauen und mit dem Räucherlachs und den Lasagneplatten in eine Auflaufform schichten. Dazwischen immer wieder mit Bechamelsoße (gewürzt mit Salz, Pfeffer und Muskat) aufgießen. Mit Käse bestreuen und ab in den Ofen. Je nach Backofen circa 20 Minuten bei etwa 180 Grad Heißluft überbacken.

Natürlich kann man auch Lachsfilets oder statt der Bechamelsoße einfach Creme Fraiche nehmen. Der Phantasie und den Möglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt. Ich habe auch ein leckeres Rezept mit Quark gefunden. Hier nimmt man statt der Bechamelsoße 300 g Quark und 125 g Sahne, vermischt mit einer Packung Gouda. Die Zutaten wieder immer abwechselnd in die Form schichten, die letzte Schicht sollte Quarkmischung sein.

 Grünkohl: heimischer Superstar des Superfood

Als echter Bodyguard unter dem Superfood wird der Grünkohl angepriesen. Es heißt, dass in den USA alle verrückt nach Grünkohl sind. Dort gibt es ihn rund ums Jahr frisch zu kaufen. Wieder ein Superfood gefunden, allerdings wie der Spinat nicht exotisch aus fernen Ländern, nur hier eben beliebter in den nördlichen Bundesländern. Hier im Süden Deutschlands sucht man ihn unter Umständen vergeblich im Regal. Ich kenne ihn „nur“ als Eintopf. Laut der Gemüseabteilung eines großen Supermarktes bestünde in meiner Region im Süden nicht genügend Nachfrage.

Grünkohl schmeckt auch roh im Salat. Und einzelne Blätter werden gerne in den momentan so beliebten grünen Smoothie gegeben, natürlich besonders beliebt in den USA. Hier bei uns in Deutschland wird Grünkohl nach dem ersten Frost geerntet, da er dann seine Bitterstoffe verloren hat – genau die aber sind so gesund. Bestens untersucht sind mittlerweile seine entzündungshemmenden und krebsrisikosenkenden Eigenschaften, die durch den Inhaltsstoff Suforaphan hervorgerufen werden. Dieser soll auch bei Diabetes und rheumatoider Arthritis helfen.

Inhaltsstoffe von Grünkohl

  • reich an Vitamin C
  • außerdem Vitamine A, E, K und B2
  • Folsäure
  • Calcium
  • Eisen
  • Kalium
  • Magnesium
  • Antioxidantien

Grünkohl-Smoothie

Zutaten

  • 1 große reife, Banane
  • 2-4 große Grünkohlblätter
  • 3/4 Tasse gefrorene Heidelbeeren
  • 1/2 Tasse gefrorene Granatapfelkerne
  • Stevia zum Süßen nach Geschmack
  • 1,5 Tassen Wasser

Die Grünkohlblätter säubern, die Stängel entfernen und mit der Banane und dem Wasser im Mixer pürieren. Danach die Heidelbeeren und eventuell zum Süßen Stevia hinzugeben und ebenfalls pürieren. Ein Smoothie-Maker ist hierbei eine große Hilfe, da Grünkohl ein zähes Gemüse ist. Den Antioxidantien-Cocktail am besten sofort genießen, da er bei längerem Stehen gerne dickflüssig wird.

Man sieht, auch wir hier haben unser eigenes Superfood, das sogar in fernen Ländern äußerst beliebt ist. Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah. Und übrigens, auch die Heilpflanze des Jahres 2015, die Zwiebel, wird als Superfood bezeichnet.

Wie immer viele Grüße
Alexandra Manger