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Initiative Selbsthilfe Multiple Sklerose Kranker e. V.

Vitamin-D-Therapie nach Dr. Cicero Coimbra: Ein persönlicher Erfahrungsbericht von Christina Kiening

Christina Kiening, Blickpunkt-Ausgabe 02/2017

Im Mai 2015 erhielt Christina Kiening die Diagnose Multiple Sklerose. Als Personalberaterin in einer Pharmafirma erkundigte sie sich bei Kollegen aus der Forschung nach Therapien. Von einer pharmakologischen Basistherapie rieten sie ihr ab: Der Nutzen sei fraglich, die Nebenwirkungen schwer. Ein Milliardengeschäft, aber ethisch fragwürdig. Darum hatte die betroffene Firma alle MS-Medikamente verkauft. Trotz alternativer Versuche mit Homöopathie, Darm- und Zahnsanierungen, ketogener Ernährung und Meditation verschlechterte sich ihr Zustand bis zur Berufsunfähigkeit. Doch dann begann Christina Kiening mit der Einnahme von Vitamin D, was ihr guttat. Sie stieß bei Recherchen auf den brasilianischen Arzt Prof. Dr. Cicero Coimbra, der MS-Patienten mit extrem hohen Dosen Vitamin D behandelt – nach Erfahrungsberichten von Patienten sehr erfolgreich. Im Folgenden die Geschichte von Christina Kiening, die nach ihren eigenen positiven Erfahrungen mit der hochdosierten Vitamin-D-Therapie diese vielen Betroffenen bekannt machen möchte.

Die Krankengeschichte

Ich bin vermutlich seit dem Jahr 2002 an MS erkrankt. Nach einem ersten merklichen Schub mit Empfindungsstörungen und Einschränkungen der gesamten linken Körperhälfte sowie zwei Sehnerventzündungen habe ich jedoch eine Lumbalpunktion verweigert und den „Verdacht auf MS“ quasi erstmal acht Jahre lang ignoriert. Das ging ziemlich lange ziemlich gut, ich hatte außer gelegentlichen Empfindungsstörung und etwas Schwindel keine klaren Symptome oder wirklich spürbare Schübe. (Auch, wenn mein MRT später eine andere Realität zeigen sollte.) Oft werde ich gefragt, ob ich gerne früher Gewissheit gehabt hätte. Ich glaube meine Antwort ist auch rückblickend: Nein.

Einer Basistherapie hätte ich auch damals schon kritisch gegenübergestanden, Kortison habe ich nie gut vertragen, ergo hätte ich im Hinblick auf Behandlung nichts anders gemacht. Ich hatte großes Glück mit dem Verlauf, der lange mild blieb mit wenig Symptomen oder Einschränkungen. Und lebte ein unbeschwertes Leben ohne die bange Frage: „Wie schlimm wird es? Wann kommt der Rollstuhl? Kann ich meine Träume verwirklichen? Soll ich das nächste Jobangebot wirklich annehmen?“ Vielleicht wäre es schlauer gewesen, weniger Stress und mehr Gemütlichkeit in mein Leben einzubauen.

Denn ab 2010 fing eine Abwärtsspirale an: Erschöpfung, körperliche Schwäche, Konzentrationsschwierigkeiten, psychische Probleme. Das hing sicher auch damit zusammen, dass ich meinem Körper sehr viel zu viel Stress und Anstrengung zugemutet habe, während er mit einer schweren Erkrankung zu kämpfen hatte, von der ich bis dato nichts wusste. Und ab 2013 wurden die Schübe immer aggressiver. Mit dem Gefühl, dass irgendetwas grundlegend nicht stimmt mit meiner Gesundheit, begann ab 2012 die übliche Ärztetour, die bei den meisten Betroffenen der MS-Diagnose vorausgeht: Hausarzt, Endokrinologe, Augenarzt, HNO, Gynäkologie – alles ohne klaren Befund und der üblichen „Verlegenheitsdiagnose“: Muss psychosomatisch sein. Das führte immerhin dazu, dass ich erneut in Psychotherapie meine letzten blockierenden Themen aufarbeitete und sehr viel mehr inneres Glück fand. Und mir die Freiheit nahm, mich beruflich zu verändern, hin zu mehr Freude, Erfüllung und besserem Verdienst bei weniger Arbeitsstunden als freiberuflich tätige Beraterin. Ab 2014 war ich dann auch nur noch eingeschränkt arbeitsfähig und ehrlich gesagt langsam etwas verzweifelt. Wieso waren andere fitter und leistungsfähiger als ich? War ich nun doch so ein „übersensibles Psycho-Mäuschen“, wie mir die meisten Ärzte vermittelten?

Anfang 2015 schmetterte mich der bisher schwerste Schub nieder und führte neben sechs Monaten Arbeitsunfähigkeit nun auch endlich zu einer klaren MS-Diagnose. Der Radiologe war beim Blick aufs MRT sehr erstaunt, dass ich noch halbwegs laufen und wenigstens einen Arm noch bewegen konnte. Die vernarbten Herde im Hirn bezifferte er auf „mehr als 20, nicht mehr so gut zu zählen“ und akut waren fünf Kontrastmittel aufnehmende große Herde im Hirn und weitere fünf im Spinalkanal ersichtlich. Meine linke Körperseite war weitestgehend gelähmt, der Körper von Brust bis Füße beidseitig taub. Blase, Darm und Zwerchfell wollten sich nicht mehr bewegen, was sehr beängstigend und auch gefährlich wurde. Es folgten neben dem Verarbeiten des Schocks die üblichen drei Tage je 1.000 mg Prednisolon, die zumindest die schlimmsten Symptome milderten. Und die Erkenntnis, dass ich neben einer manifesten Depression und Suizidgedanken mit allen verfügbaren Nebenwirkungen darauf reagiere. Auf einige Wochen Pflegebedürftigkeit wegen der Halbseitenlähmung und schwerer Fatigue folgte eine Phase mit vielen Monate Physiotherapie, um mich ins Leben zurück zu kämpfen.

Kaum hatte ich mich halbwegs davon erholt und ging wieder wenige Stunden arbeiten, folgten Anfang 2016 zwei weitere Schübe, die schließlich zu kompletter Erwerbsunfähigkeit führten. Mein Neurologe sprach von „hochaggressivem Verlauf“, empfahl eine Eskalationstherapie, die ich aber aus Angst vor den bekannten massiven Nebenwirkungen genauso ablehnte wie pharmazeutische Basistherapeutika.

Meine „Gesundungsgeschichte“

Es gab ein Happy End meiner beschwerlichen Krankheitsgeschichte: Im Winter 2015/16 fand ich im Blog einer australischen MS-Patientin Infos zum Neurologen Prof. Dr. Cicero Coimbra. Angeblich solle er seit 2002 mit Hilfe individuell eingestellter Hochdosen von Vitamin D die MS nicht nur zum Stillstand bringt, sondern auch noch einen Rückgang jüngerer Symptome erzielen. Die Bloggerin war gebürtige Basilianerin, ehemalige Patientin von Dr. Coimbra, und bemühte sich um die Verbreitung des Coimbraprotokolls in Australien.

Beim ersten Lesen dachte ich mir ehrlich gesagt: „Zu schön, um wahr zu sein.“ MS-Kranke kriegen ja an jeder Ecke ungefragt „die eine funktionierende Wunderkur“ angeboten, das nervt manchmal ganz schön. Außerdem haben wir alle über die Jahre jedes Mittelchen und Pülverchen ausprobiert, manche haben gar für Operationen der Halsschlagader oder ähnliches tausende von Euros in den Sand und ihre Restgesundheit aufs Spiel gesetzt. Daher vergesse ich solche Blogeinträge oder Sensationsmeldungen auf privaten Homepages eigentlich immer ziemlich schnell. Aber diese „Vitamin-D-Sache“ ließ mich nicht los. Es gab so viel Forschung und Versuche zu Vitamin D bei MS, die gute Ergebnisse erzielte. Warum sollte nicht genau DAS die lange gesuchte Lösung sein? Also recherchierte ich weiter und wandte die meiner Meinung nach sicherste Methode zum Verifizieren von „Heilsversprechen“ an: Kann man Patienten finden, die mit der Methode Erfolg hatten? Sind die real existent und ansprechbar? Bekommt man mehr Infos von ihnen? Wie viele sind es? Und schrieb die Bloggerin in Australien an. Sie antwortete binnen 48 Stunden, war gesund und begeistert, und verwies mich weiter an Daniel Cunha, Ana-Claudia Domene Ortiz, Yara Correa und Jennifer Butler. Sie alle sind sogenannte „Coimbristas“, ehemalige Patienten, die sich in sozialen Netzwerken und im Internet um die Verbreitung des Coimbraprotokolls bemühen. Manche bloggen, andere drehen Videos, schreiben Bücher, alle haben Facebookgruppen gegründet. Auf diesem Weg bekam ich genügend Informationen zum Coimbraprotokoll und auch eine E-Mail-Adresse von Dr. Coimbra. Ich erstellte ein Infoblatt zu den Eckdaten der Behandlung. (Die überarbeitete Version ist noch heute in den Dateien meiner deutschen Facebookgruppe zu finden unter https://www.facebook.com/groups/Coimbraprotokoll/). Das sandte ich als Erstes meinem Neurologen zu. Der winkte ab und riet natürlich weiterhin zur Eskalationstherapie mit Plasmapherese, Chemotherapie, Gilenya usw. Aber mein Hausarzt Dr. Kai Reichert war neugierig und aufgeschlossen, bat um zwei Wochen Recherche und Bedenkzeit. Schließlich stimmte er zu mit den Worten: „Mach Dir bitte nicht zu viel Hoffnung, ich weiß nicht, ob das funktionieren wird. Aber wir können es ausprobieren. Und ich kann zumindest sicherstellen, dass Du Dich bei dem Versuch nicht umbringst.“ Er nahm Kontakt zu anderen Protokollärzten und Dr. Coimbra auf, besorgte die fehlenden Informationen zur korrekten Durchführung des Coimbraprotokolls – und wir legten los. Nach gerade mal knapp acht Monaten der Behandlung zeigte mein MRT zum ersten Mal keine Kontrastmittelaufnahme und damit keine Entzündungsaktivität mehr. Es hatten sich seit dem letzten Schub keine weiteren Herde gebildet und die „alten“ zeigten durchwegs Größenregredienz, wurden also kleiner. Zum ersten Mal habe ich nach einem MRT vor Freude und Erleichterung geweint. Seit März 2016 werde ich von Dr. Kai Reichert nach dem Coimbraprotokoll behandelt und kann nach gerade mal einem Jahr der Behandlung wieder selbstbestimmt und aktiv am Leben teilnehmen.

Wie kam nun das Coimbraprotokoll nach Deutschland?

Im September 2016 gründete ich eine deutsche Facebookgruppe zum Coimbraprotokoll, denn die amerikanischen und brasilianischen Gruppen hatten mir sehr geholfen. In der ersten Zeit der Behandlung plagte mich massive Unsicherheit: Wird das wirklich funktionieren? Was habe ich zu erwarten? Was wird schlimmstenfalls passieren? Bis hin zu ganz praktischen Fragen: Was heißt calciumarme Ernährung? Wie um Himmelns willen macht man einen 24h-Urintest? Auf diese und tausend andere Fragen fand ich geduldige und hilfreiche Antworten. Binnen drei Wochen überrollte mich in Facebook förmlich eine Tsunamiwelle: Die Mitgliederzahlen stiegen täglich, die Diskussionen waren bunt, ich brauchte Hilfe! Bald hatte ich vier Powerfrauen an der Seite, die heute die Gruppe weitestgehend ohne mich administrieren: Barbara Martin-Labonte, Maya Mainka, Natscha Reiß und Nicole Protzmann. Bis April 2017 war die Gruppe auf über 4.000 Mitglieder angewachsen. Aber schnell wurde klar, dass ich einen Bedarf unter deutschen MS-Patienten kreiert hatte, der nicht zu decken war. Ohne deutschsprachige Ärzte, die in der Anwendung des Coimbraprotokolls ausgebildet und zertifiziert wurden, blieben Menschen ohne Englischkenntnisse oder mit schlechtem körperlichen Zustand quasi von der Behandlungsmöglichkeit ausgeschlossen.

Ich nahm Kontakt zu Dr. Coimbra auf, der mich auf die Möglichkeit aufmerksam machte, dass Ärzte kostenlos fünf Tage lang in seiner Praxis hospitieren können. Als erstes überredete ich natürlich meinen eigenen Arzt, einen Flug nach Sao Paulo zu buchen. Und gab meinen Mitgliedern auf Facebook einen „Leitfaden“ an die Hand, wie sie ihren Arzt vom Coimbraprotokoll überzeugen können. Auf diesem Weg ist es uns gelungen, binnen vier Monaten sechs Ärzte zur Ausbildung und Zertifizierung zu motivieren.
Zusammen mit den ersten zertifizierten Protokollärzten Kai Reichert, Beatrix Schweiger und Johannes Demuth gründeten wir das „Coimbraprotokoll-Netzwerk Deutschland“. Im Laufe der nächsten Monate werden weitere Ärzte nach Sao Paulo fliegen, zum Teil haben sie mit Hilfe der Trainingsunterlagen und Unterstützung aus dem Ärztenetzwerk bereits mit der Behandlung begonnen. Sowohl Dr. Reichert als auch ich haben noch immer regelmäßig Tränen der Mitfreude und Rührung in den Augen, wenn Patienten von ihren Erfolge berichten.

Achtung: Therapie nur unter ärztlicher Aufsicht!

Bei der Vitamin-D-Therapie nach Dr. Coimbra werden extrem hochdosierte Mengen an Vitamin D eingenommen. Die passende Dosis muss individuell an jeden Patienten angepasst werden. Eine ärztliche Überwachung im ersten Jahr zur korrekten Dosisfindung ist absolut notwendig, um Sicherheit und Effektivität der Behandlung zu erreichen. Zu beachten ist beispielsweise, dass mit der Therapie eine calciumarme Ernährung und hohe Trinkmenge einhergehen muss, um die Gefahr einer Intoxikation durch Calcium und schwere Schädigung der Nieren zu verhindern.

Weitere Informationen wie auch eine Liste von Ärzten, die in der Anwendung des Coimbraprotokolls ausgebildet und zertifiziert sind, stehen auf der Internetseite www.coimbraprotokoll.de.