Beate Eichmeier, Blickpunkt-Ausgabe 02/2024
Wie oft haben wir als Kind Sätze gehört wie: „Sei nicht traurig. So schlimm ist das doch nicht“, „Hab keine Angst. Das ist nicht gefährlich“ oder „Jetzt beruhige dich. Das hat XY nicht so gemeint.“ Einem Kind, das z. B. gerade ausgelassen spielt, Angst hat oder wütend ist, wird mit solchen Sätzen vermittelt, dass es nicht angebracht ist, seine Gefühle in dem Moment zum Ausdruck zu bringen. Es lernt, dass es besser ist, sie in manchen Situationen oder in der Gegenwart bestimmter Menschen zu unterdrücken. Vielleicht fragt es sich sogar irgendwann, ob seine Gefühle überhaupt „richtig“ sind. Da ein Kind von den Eltern und/oder Bezugspersonen abhängig ist, hinterfragt es deren Äußerungen nicht. Es sucht die Schuld bei sich. Wir lernen so Verhaltensmuster, die uns auch viele Jahre später noch negativ beeinflussen können.